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Spuren im Leben -  Spuren im Sand

Kapitel 2.

 

Hatten wir tatsächlich den Krebs besiegt? Hatten wir eine zweite Chance bekommen? Jedenfalls stand es nun laut Ärzteteam fest: Wir durften uns freuen und konnten endlich wieder aufatmen. Die Untersuchungsergebnisse sahen ja alle ganz prächtig aus und mein Mann war für die Ärzte ein medizinisches Wunder, dass liessen sie uns in ihrer anteilnehmenden Freude wissen. Doch dann überredeten sie meinen Mann plötzlich zur Bestrahlung von Schädel und Thorax - rein prophylaktisch, wie sie sagten, aber es sei dennoch unerlässlich, im Falle, dass doch irgendwo Metastasen seien! Aber vorherige Untersuchungen hatten doch immer gezeigt, dass mein Mann glücklicherweise nirgends Metastasen hatte? Seine Blutwerte waren inzwischen wieder recht stabil und er befand sich in allem auf gesundheitlich bestem Weg. Warum sollte er jetzt plötzlich doch noch Bestrahlungen bekommen? Wir waren komplett verunsichert und zunächst überhaupt nicht damit einverstanden. Aber die Mediziner, so gut sie sonst in ihrem Fach auch sein mögen, verstehen es leider immer wieder, die Angst des Patienten zu nutzen, um für ihre Forschungen Probanden zu bekommen. Ich will den Medizinern hier absolut nichts unterstellen, doch leider spreche ich aus sehr negativer Erfahrung, die noch von ganz anderen Geschichten in dieser Therapiezeit meines Mannes geprägt sind. Wie dem auch sei, ich will diesen Punkt hier nicht vertiefen und alte Wunden aufkratzen. Jedenfalls willigte mein Mann zur Bestrahlung ein und unterschrieb damit schlussendlich sein Todesurteil, nur ahnten wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Eine meiner besten Freundinnen, sie ist selbst Schul-Medizinerin, riet uns von dieser Bestrahlung ab. Sie hat sich überwiegend der Homöopathie zugewandt, arbeitet aber auch noch im schulmedizinischen Bereich. Sie hat meinen Mann mit homöopathischen Mitteln und ihrem Wissen wunderbar und helfend in der Krebsbehandlung unterstützt. Ich bin überzeugt davon, dass es meinen Mann ohne der Hilfe meine Freundin, noch sehr viel schlechter gegangen wäre, er die Chemo vielleicht gar nicht überlebt hätte. Sicher ging es ihm während der Chemo sehr, sehr schlecht, doch die Ärzte wunderten sich, dass er trotz der aggressiven Chemotherapie noch immer auf den Beinen war und sich teilweise körperlich schweren Beschäftigungen widmen konnte. Als mein Mann den Ärzten einmal erzählte, dass er therapiebegleitend homöopathische Mittel einnimmt, verstummten sie und waren nicht wenig verwundert. Meine Freundin sagte immer wieder, dass sie selbst diese Bestrahlung ablehnen würde, weil sie einfach zu viele Risiken in sich birgt. Mein Mann musste jeden Tag zu Gesprächen in die Klinik und da war es natürlich schon ein leichtes Spiel für die Ärzte, meinen Mann von der Bestrahlung zu überzeugen. Also willigte er darauf ein und unterschrieb somit auch, das ser aufgeklärt wurde, dass diese Bestrahlung einen neuen Tumor auslösen könnte. Heute klingt mir das alles sehr paradox, was die Ärzte da verlangt haben und wozu sie meinen Mann überredeten. Ich frage mich, wie Ärzte mit ihrem Gewissen in solchen Angelegenheiten fertig werden.
Nach jeder Bestrahlung, die mein Mann tagtäglich bekam, ging es ihm physisch und auch psychisch zusehends schlechter. ( Es waren insgesamt 45 Thorax und 28 Schädel Bestrahlungen – mir wurde später von amerikanischen Ärzten gesagt in der Dosis seien sie viel zu hoch gewesen…). Es ging ihm plötzlich derart schlecht, seine körperliche Verfassung war so tief gesunken, dass die Bestrahlung vorübergehend abgebrochen werden musste. Mein Mann konnte kaum noch etwas essen, hatte innerlich im Thorax-Bereich grosse Schmerzen beim Schlucken und zudem heftigste Verbrennungen auf der ganzen Brust. Nicht nur seine Nerven, auch meine Nerven waren komplett am Ende und mein Körper warnte mich jetzt mit heftigen gesundheitlichen Problemen, die ich allerdings beflissentlich ignorierte und vor meinem Mann verheimlichte. Ich spürte, dass ich immer schwächer wurde, mich oftmals kaum noch auf den Beinen halten konnte, geschweige denn längere Wege gehen. Tagsüber plagte mich heftiger Schwindel und enorme Panikattacken und nachts schlug ich mich mit gewaltigen Darmkoliken rum, die mit Durchfallattacken endeten, begleitet von ohnmächtigen Schmerzen, als würden meine Eingeweide bei lebendigem Leibe herausgerissen. Niemals sollte mein Mann erfahren, wie es mir wirklich ging. Ich wollte doch so stark für ihn sein, seine Stütze, sein Halt, der Fels in der Brandung! Ich gab mich ihm gegebnüber immer unbeschwert und so gut es ging in ausgelassener Fröhlichkeit - mit meinem Verhalten wollte ich ihm Sicherheit vermitteln.
 
Irgendwie schien immer noch mehr auf uns, auf mich einzustürzen. Wie oft fragt man sich in solchen Situationen: WAS und WIEVIEL kann ein Mensch überhaupt auf seinen Schultern tragen, was noch alles ertragen? Da sagte mir mal jemand, Gott legt dem Menschen nur so viel Last auf die Schultern, wie er tragen kann… ich weiss ja nicht!
Ich konnte fast nichts mehr tragen/ertragen, ich war am Ende meiner Kräfte nach diesem fürchterlichem halben Jahr mit Chemo, Ärzten, Blutwerten, Infektionen etc.pp. und jetzt das fürchterliche Theater mit der Bestrahlung, es war unglaublich schlimm.
Für mich waren es aber gleich mehrere Lasten, die mir mehr Kraft abverlangten, als ich noch zur Verfügung hatte. Es kamen noch Dinge auf mich eingestürzt, die mich noch einmal tiefer in die Knie zwangen, mich fast zum Ersticken brachten…
 
Fortsetzung folgt in Kapitel 3…
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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