Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.
Trauer – Jahre später
Meine Homepage rief ich ins Leben, um anderen Menschen in ihrer Trauer zu helfen, denn insbesondere kurz nach dem schweren Verlust eines geliebten Angehörigen fühlt man sich völlig hilflos und allein. Das unmittelbare Umfeld, unsere Familie und Freunde sind mit uns Trauernden überfordert, doch wir selbst leben vorübergehend in einem fürchterlichen Gefühlschaos und wissen nicht mehr ein noch aus. Vielmals begleitet uns ohnmächtige Angst und die bange Frage: "Wie soll es nun weiter gehen?"
Weil ich selbst zu Beginn meiner Trauer ständig auf der Suche nach Verständnis und Mitgefühl war, dieses jedoch in meinem familiären Umfeld nicht so finden konnte, wie ich es gebraucht hätte, suchte ich deshalb sogar verzweifelt im Internet nach Hilfe. Vier Jahre nach dem Tod meines verstorbenen Mannes kam mir dann die Idee, meine eigene Trauererfahrung mit anderen Trauernden zu teilen - so entstand diese Homepage. Zudem war und ist es für mich ein guter Weg um meine eigene Trauer zu bearbeiten und inzwischen mag ich sogar den Gedanken zulassen: "Das ich meine Trauer damit verarbeite".
Inzwischen bekomme ich nahezu täglich Mails von verzweifelten Trauernden aus aller Welt. Manche Trauernde bedanken sich einfach nur, weil sie diese Homepage sehr zu schätzen wissen und andere Trauernde bitten mich in ihren Mails um Hilfe. Das alles ist für mich ein sicheres Zeichen, wie notwendig meine Homepage für Trauernde ist. Jede Mail wird von mir beantwortet und vielen Trauernden konnte ich in irgendeiner Form helfen und sei es nur da durch, ihnen Mut und Hoffnung zu vermitteln.
Meine persönlichen Berichte hier auf meiner Homepage sollen hilfesuchenden Trauernden zeigen, dass die Gefühle, die sie in ihrer Trauer durchleben, normal sind und seit dem Tod ihres geliebten Angehörigen einfach dazu gehören.
In der Trauer lebt die Liebe weiter – und Liebe ist das einzige, was bleibt, wenn uns ein geliebter Mensch in eine andere Welt verlassen hat.
Die schlimmste und schmerzhafteste Zeit meiner eigenen Trauer, um meinen verstorbenen Mann, liegt nun inzwischen etliche Jahre zurück. Sehr viele schmerzhafte Trauerphasen haben mich auf meinem Weg aus der Trauer begleitet. Es war ein langer harter Weg , der mich durch endlos erscheinende Steinwüsten und über viele tränenreiche Meere, schlussendlich in ein Land voller Sonne und Liebe geführt hat. Oft hatte ich das Gefühl, dass es besser sei zu sterben, als diese schmerzhafte und verzweifelte Sehnsucht nach meinem Mann zu ertragen. Doch die Zeit lindert den Schmerz, selbst dann, wenn man nicht daran glauben mag. Ja, heute, nach etlichen Jahren schmerzhaftester Trauer kann ich mit gutem Gewissen sagen, ich bin wieder glücklich und habe es im Laufe der Jahre recht gut aus der schlimmsten Trauer geschafft!
Und dennoch tauchen sie manchmal wieder auf, wenn auch nur ganz selten, diese dunklen Wolken am Horizont, die man Trauerphasen nennt. Sie zeigen sich in den Gefühlen des Vermissens und der Sehnsucht, aber auch in wundervollen Erinnerungen. Inzwischen sind die Wolken des Vermissens und der Sehnsucht nur noch kleine leichte graue Wölkchen geworden. Aber sie zeigen sich so dann und wann und sie bereiten mir, in dem Moment wo sie erscheinen, manchmal ein bisschen Mühe, das helle Licht der Sonne nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, das die Phasen der Trauer wichtig sind, um zu verarbeiten, was wir durch den Verlust unseres geliebten Partners erlitten haben. Es wäre falsch, die Gefühle, die zur Trauer gehören, auch jetzt noch nach Jahren meines Verlustes, mit aller Macht zu verdrängen. Nur ganz allmählich verändert sich die Trauer und im Laufe der Jahre verliert sie immer mehr an ihrer Intensität, bis nur noch so dann und wann diese kleinen besagten Trauerwölkchen vorüber ziehen, so wie es heute bei mir an manchen Tagen der Fall ist.
Ich finde es auch wichtig die Trauer in all ihren Phasen ungeniert beim Namen zu nennen, vor allem auch sich selbst einzugestehen und zu zulassen, dass es selbst nach Jahren des Verlustes immer mal wieder Momente geben kann, in denen wir noch mal traurig sind über das was geschehen ist, was wir verloren haben. Immerhin war es ein bedeutender Teil unseres Lebens, den wir verloren haben und den dürfen wir ruhig ab und zu betrauern!
Phasen der Trauer sind Turbulenzen unserer Gefühle, auf die wir nur sehr geringen Einfluss haben. All das, was sich in uns Trauernden, in unserer Seele abspielt, auch noch Jahre nach dem Tod unseres geliebten Partners oder Angehörigen, ist wichtig und muss gelebt werden, denn es dient der Trauerverarbeitung/Trauerbearbeitung.
Nur wenige Menschen können oder mögen ihren Schmerz in Worte fassen, manche versuchen sogar zu verdrängen, wenn Erinnerungen an den geliebten Verstorbenen und somit Traurigkeit sich einen Platz verschaffen möchte. Viele Trauernde haben sogar nach einiger Zeit der Trauer Scham, offen über ihre Gefühle zu reden und mitzuteilen, dass es ihnen im Moment nicht gut geht, weil sie Traurigkeit und damit verbundene Sehnsucht empfinden. Andere möchten am liebsten einfach alles Erlebte verdrängen und vergessen – aber… das geht natürlich nicht! Da ist ja noch unsere Seele und die vergisst nicht. Gefühle brauchen Platz und Raum, müssen sich „Luft verschaffen“, damit der seelische Schmerz sich nicht ein anders Ventil sucht, wodurch die verdrängten Gefühle schlimmsten Falls sogar in physische Erkrankungen umschlagen können.
Für uns Trauernde und somit auch für unser Seelenleben kommt oftmals erschwerend hinzu, dass unser Umfeld verlangt, dass unser Leben nach einiger Zeit gefälligst wieder „total normal“ zu verlaufen hat. In ihrer Vorstellung ist es ja nun schon sooo lange her:„…da ist es doch nicht normal, dass man noch von einer Trauerphase spricht!“ Als Betroffener traut man sich nur äusserst selten zu sagen: „Ich bin heute traurig, weil ich dauernd an meinen verstorbenen Partner oder Angehörigen denken muss.“
Wer diese plötzlich aufkommenden Gedanken, Erinnerungen oder Gefühle um den Verstorbenen, die manchmal auch nach Jahren noch, wirklich wie aus dem Nichts auftauchen, erlebt hat, wird sich selbst schon oft genug die Frage gestellt haben, ob das noch normal ist? Doch was ist in den Augen unserer Mitmenschen, was ist für uns selbst normal??? Trauer hat sehr viele Seiten und Gesichter und jede Seite die aufgeschlagen wird, jedes Gesicht was sich uns zeigt, ist NORMAL, denn genau daraus spricht der Schmerz von dem was wir verloren haben. Ein Leben ist ausgelöscht und ein wichtiger teil von uns mit ihm gegangen. Warum sollten wir uns dagegen sträuben diesen Gefühlen einen Raum zu geben? Unser geliebten verstorbenen Partner/Angehörige, dessen Platz nun für immer leer ist, alles, was mit ihnen gemeinsam erlebt wurde, kann niemand einfach ausradieren, denn die Zeiten mit ihnen haben uns geprägt und hinterlassen für alle Zeit ihre Spuren!
Der Raum (und sei es nur ein winziges kleines Zimmerchen) den wir unserer Trauer auch noch nach Jahren geben und gestatten müssen, ist aber wichtig für uns Trauernde, um wieder vollkommen zu gesunden, bzw. unsere Trauer in eine besondere Form der Liebe zu verwandeln.
Hören Sie nicht auf ihr Umfeld, wenn es Ihnen Normalität diktiert und einreden möchte. Ihr Umfeld wird nicht verstehen, weshalb Sie plötzlich traurige Momente haben, obwohl Sie längst in ein normales, ganz alltägliches und routiniertes Leben zurück gefunden haben. Vielleicht ist es ein besonderer Jahrestag, der Erinnerungen wach werden lässt, ein Einfluss, dem Sie sich nur schwer entziehen können. Das Umfeld (die nicht direkt Betroffenen) erlebt die Trauer logischer Weise in einer anderen Form, weil ihnen durch den Tod nicht das genommen wurde, was Ihnen unmittelbar von Ihrer Seite gerissen wurde.
Normal ist, wie Sie, wie Du und wie ich mich fühle. Es ist normal, wie wir Trauernden empfinden und nicht das, was andere Menschen versuchen uns einzureden oder von uns verlangen, wie wir sein sollten. Vertrauen Sie sich und Ihrem Gefühl, denn das zählt und ist normal, weil es zu Ihnen gehört und es ist wichtig diese Gefühle zu zulassen!
Sie dürfen Ihre Gefühle (er)leben! Sie sind das, was ganz individuell zu Ihnen gehört und was Sie ganz persönlich ausmacht!
Zudem fehlen m.E. immer noch Erfahrungsberichte, wie es bei uns Trauernde Jahre später ergeht und in unserer Seele, in unserer Gefühlswelt aussieht, Berichte, worin man sich vielleicht wiederfindet. Das mag daran liegen, weil diese späten Trauer-Gefühle vom Umfeld nicht mehr akzeptiert werden und andererseits immer noch ein Tabu-Thema sind, weil das Leben doch längst wieder "NORMAL" sein sollte.
Ich schäme mich nicht, gerade deshalb hier darüber zu berichten wie es mir inzwischen nach all den Jahren des schmerzlichen Verlustes geht. Bedauern und Mitleid brauche ich nicht, das ist nicht der Grund weshalb ich mich hier offenbare, ich komme ganz gut zurecht mit meinen Gefühlen. Mir liegt einzig daran Trauernden zu helfen, sich in ihrer “Welt der Trauer“ zurecht zu finden, ihnen zu zeigen und zu sagen :“Hey, das ist doch ganz normal, wenn du auch nach Jahren wieder mal für einen Moment traurig bist.“
Solange uns die Trauer nicht tagtäglich umfängt und in Depressionen umschlägt, sondern nur an bestimmten Gedenktagen oder Familientagen, die ganz besondere Erinnerungen beinhalten, zum Vorschein kommt, ist es sicherlich normal und gehört zu unserem Leben. Natürlich muss jeder für sich erst einmal akzeptieren: Es ist meine Trauer, die sich meldet, sie ist ein Teil meines Ichs und sie wird es vermutlich auch bis an mein eigenes Lebensende in irgendeiner Form bleiben.
Für mich weiss ich, würde ich meine ab und zu aufkommenden kleinen traurigen Momente ignorieren oder nicht wahr haben wollen, würde ich nicht nur die mir entgegengebrachte Liebe meines verstorbenen Mannes, sondern auch mein eigenes Leben mit allem Drum und Dran verleugnen oder infrage stellen. Ich würde mich wirklich versündigen und könnte es auch überhaupt nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, unser gemeinsames Leben einfach unter den Tisch zu kehren - dazu habe ich meinen verstorbenen Mann viel zu sehr geliebt!
Ich bin Gott sehr dankbar, dass die schlimmste Zeit meiner Trauer hinter mir liegt und die vielen glücklichen Momente, all die vielen fröhlichen Tage inzwischen wieder meinen Alltag bestimmen! Und dennoch, manchmal bin ich trotz allem für einen kurzen Moment traurig und oftmals weiss ich zunächst selbst nicht, was mich plötzlich so bedrückt, denn im ersten Moment vermag ich meine traurigen Gefühle manches Mal nicht einzuordnen. Doch wenn ich mich dann in mich zurück ziehe und in mich hineinhorche, oder spätestens nachts in meinen Träumen, erfahre ich, dass meine Seele von der Trauer heimgesucht wird.
Sobald ich erkenne, dass es die Erinnerung ist, die meine plötzliche und kurze Traurigkeit ausgelöst hat, geht es mir auch gleich wieder ein stückweit besser. Ja, ich gestehe mir zu und habe gelernt, meine Erinnerungen anzuschauen und ihnen ein liebevolles und dankbares Lächeln zu schenken, für all die wundervollen gemeinsam gelebten Jahre mit meinem herzensguten, verstorbenen Mann.
Vielleicht lässt es sich unsere, noch nach Jahren aufkommende Trauer, auch mit einer Schublade vergleichen, in der wild durcheinander gewürfelte Dinge (unsere Gefühle) vorzufinden sind. Manchmal muss man sich die Dinge darin anschauen und wenn man sie dann wieder ordentlich einräumt und weiss, es ist alles in Ordnung und dort untergebracht, wo es hingehört, fühlt man sich doch irgendwie besser.
So lange es in meiner Macht steht, und so lange Gott mir hilft, stets die richtigen Worte zum Gefühl der Trauer auf ihrem Weg der Veränderung zu finden, werde ich mich offen mitteilen, um vielleicht anderen Trauernden mit meinen Erfahrungen zu helfen.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie hilfreich es ist, sich in Erfahrungsberichten anderer „Leidensgenossen“ wiederzufinden, weil mir diese Berichte ermöglichen, meine eigenen Gefühle besser zu verstehen und einzuordnen. Gefühle, die ich vorher nicht einordnen konnte. Manches Mal ahnt man nicht einmal, warum es mir in einem Moment so oder anders, vielleicht sogar auch mal wieder drunter und drüber geht, in meiner kleinen vernarbten Seele und dann ist es gut, sich zu erinnern, dass es die Trauer mit den dazu gehörenden Gefühlen ist, die uns einen Besuch abstattet.
Der Tod meines Mannes liegt nun wie bereits gesagt, inzwischen etliche Jahre zurück. Mein Leben hat sozusagen wieder geordnete Bahnen gefunden. Alles ist total anders, als ich es früher lebte, aber es ist auch ein schönes Leben. Und ist es nicht eines der kostbarsten Geschenke, wieder sagen zu dürfen, ich bin glücklich? Inzwischen habe ich noch einmal geheiratet, nicht nur einen herzensguten Mann, sondern auch eine ganz neue Familie und eine neue Heimat bekommen.
Die Zeit in der ich Abschied von meinem geliebten Mann nehmen musste jährt sich nun bald wieder. Gott sei Dank überfallen mich nicht mehr diese fürchterlichen Trauerattacken, wie in den ersten Jahren, aber dennoch erfahre ich die Bedeutung des Ausspruchs meiner Trauerbegleitung immer wieder mal hautnah: „ Das Leben wird wieder schön, nur ganz anders und die Trauer bleibt, sie gehört zu Ihrem Leben, sie verändert nur ihr Gesicht.“
Im Moment ist es mal wieder so, dass mich nachts Träume einholen, die ich lieber nicht träumen möchte. Doch wer hat schon Einfluss auf seine Träume? Ist es nicht so, dass nachts die Seele den Schmerz hinausschreit, den sie am Tag im Einfluss aller Geschehnisse und visuellen Eindrücke verdrängt?
Obwohl ich es wirklich nicht möchte, holen mich jetzt in dieser Zeit auch immer mal wieder Bilder ein, die ich längst vergessen dachte. Ganz plötzlich und unvermittelt, ungebeten und ungefragt, tauchen diese Bilder des Erlebten der letzten Stunden des erlebten Albtraums wie aus dem Nichts auf.
Neulich sprach ich mit einer Freundin darüber. Auf ihre Frage, wie es mir geht, sagte ich ihr, dass ich mich eigentlich gut fühle, nur nachts hin und wieder so schrecklich vom Krebs und dem Tod meines Mannes träume und deshalb am Tag manchmal ein wenig bedrückt bin und mir dieses oder jenes plötzlich in den Sinn kommt, vor allem diese schrecklichen Bilder. Da fragte sie mich ganz erstaunt, ob ich mich darüber wirklich wundere? Sie meinte, dass ich doch wissen müsste, dass es eindeutig Trauer sei, die da hochkommt.
Meine Freundin erzählte mir dann, dass sie das leider von sich genauso kennt und ihr Mann ist bereits schon über 20 Jahre tot! Auch sie ist inzwischen wieder glücklich verheiratet, führt ein schönes Leben und dennoch kommt jedes Jahr um die Todeszeit ihres verstorbenen Mannes ein Anflug von Trauer in irgendeiner Form hoch. Sie erzählte mir auch, dass sie in dieser Zeit sogar manchmal weinen muss, obwohl sie immer versucht sich diese Zeit um den Todestag ihres verstorben Mannes ganz besonders schön und liebevoll zu gestalten. Nach dem Gespräch mit meiner Freundin, ging es mir schlagartig besser, ich konnte nämlich einordnen, was mit mir geschieht, besser gesagt: ich fand mich wieder und gestehe mir zu, dass ich diese Momente der Traurigkeit sicherlich haben darf.
Bei all diesem Geschehen überrascht es mich immer wieder aufs Neue, was sich so in unserer, bzw. in meiner Seele, alles abspielt. In dieser Zeit im Frühling, reagiere ich besonders schmerzempfindlich auf seelische Verletzungen, Gemeinheiten und Niederträchtigkeiten. Das habe ich schon in den zurückliegenden Jahren nach dem Tod meines verstorbenen Mannes erfahren und neu gelernt. Mein Mann starb im Frühling, wo bereits alles in Blüte stand, der Himmel an einem sonnigen Tag im schönsten Blau erstrahlte.
Aber ich bin in dieser Zeit der Traurigkeit auch bedeutend empfänglicher für liebevolle Zuwendungen und mir zugedachte, freundliche Worte – vielleicht braucht die Seele das gerade jetzt ganz besonders und natürlich braucht es Verständnis dafür.
Ich gönne ich mir in dieser Zeit so oft es geht, viele schöne Momente und mache Dinge die mir Freude bereiten. Kleine Auszeiten sind mir auch sehr wichtig. Dankbar betrachte ich mein bisher gelebtes Leben, aber ich bin auch sehr dankbar für mein jetziges Leben an der Seite meines geliebten Mannes. Meine Dankbarkeit gilt natürlich Gott insbesondere dafür, dass ich noch einmal dieses neue Glück mit meinem jetzigen Mann und meiner neuen Familie erfahren darf. Sogar viele wunderbare neue Freundschaften und speziell für mich einmalige, neue, mit mir tiefverbundene Freundinnen bereichern mein neues Leben.
Würde ich aber trotz allem Glück meine traurigen Gefühle, die kleine Welt meiner Trauer unterdrücken oder verdrängen, würde ich mich doch nur selbst belügen. Und schlimmer noch, ich würde diese wundervolle Liebe, die mir mein verstorbener Mann zeit seines Lebens entgegenbrachte und meine innige Liebe, die ihm einst galt, all unsere zusammen verbrachten wunderbaren Jahre, verleugnen und ich täte meinem verstobenem Mann in höchstem Masse Unrecht. Die dazu gehörenden Gefühle der Trauer möchte ich weder verschweigen noch leugnen, denn sie gehören zu meinem Leben und sind der Preis für eine wundervolle und kostbare Zeit in meinem „ersten Leben“.
Wenn der Todestag/Jahrestag erst wieder einmal hinter mir liegt, kehrt auch in meine Seele wieder Ruhe und Frieden ein, so war es in all den Jahren nach dem Tod meines Mannes.
Vielleicht können Aussenstehende meine Gedanken und Gefühle nicht wirklich verstehen, doch Trauernde wissen sicherlich, worüber ich hier schreibe und sie werden sich in meiner Gefühlswelt in der einen oder anderen Weise auch wieder finden.
Ja, im Laufe der Zeit bin ich wieder ein fröhlicher, ein äusserst „aufgestellter Mensch“ geworden, wie man hier sagt - ich weiss im Moment nicht einmal die deutsche Beschreibung für diese Ausdrucksweise – jedenfalls bin ich dankbar, glücklich und zufrieden, wie ich nun lebe. Ich habe Freude und Spass am Leben, kann lustig sein und tränenlachen und muss dennoch manchmal Tränen weinen, weil ich einen Moment lang traurig bin. Manchmal schleicht sich tatsächlich ganz leise diese Art der Trauer ein, die ich inzwischen Wehmut nenne.
Trauer ist das Heimweh unseres Herzen nach dem Menschen den wir liebten…
Gelebte Trauer gibt uns Kraft auf unserem neuen Weg, in unserem neuen Leben!
Von Herzen wünsche ich allen Trauernden ganz viel Kraft und Mut ihren Weg aus der Trauer zu finden!
In diesem Sinne,
herzlichst
Nati Merlin