Vogel der Nacht  (v. Nati Merlin)

 
Majestätisch gleitend schwebte zu mir der Vogel der Nacht,
weit waren seine Schwinge, ganz leise sein rufender Schrei.
Er hat mir voll Wehmut seine gebrochenen Flügel gebracht,
meine hatte ich längst schon verloren, war deshalb nicht frei.
„Steh auf, leb deinen Traum und lern wieder fliegen,
glaub an dich selbst, dann wirst du dein Leid besiegen.
Ich schenk dir meine Flügel, denn mein Flug ist ohne Wiederkehr,
man hat mich gerufen zur ewigen Ruh, brauch keine Flügel mehr!“
Traurig schaute ich zum Vogel hinauf ins Abendlicht,
ich war voller Furcht und Angst in meinem Herzen
denn ich kannte die Zeichen, wenn eine Seele bricht,
ihm war sie gebrochen, er verbarg seine Schmerzen.
„Ich schaffe es nicht“, sprach ich zum Vogel der Nacht,
„hab Angst vor Dunkelheit die mich hier unsicher macht.
Kannst du nicht bleiben, mir helfen meine Flügel wieder zu finden,
dann könnten wir beide unsere gebrochenen Flügel zusammenbinden.“
„Deine Flügel sind im Feuer des Lebens verbrannt, sie sind für immer verloren;
meine Flügel sind zwar gebrochen, doch sie werden dich schützend tragen!
Weil ich dich liebe, du warst mein Leben, drum bist du von mir auserkoren,
mit meinen Flügeln weiter zu fliegen, vertrau mir, du musst es nur wagen“
Dann wurde es still, der Vogel lag leblos vor mir, seine Seele ins Jenseits geschwebt,
es fiel mir so schwer, seine Flügel zu nehmen, mit denen er einst so glücklich gelebt.
Gebrochene Flügel, mit Federn aus Liebe - ehrfürchtig werd ich mit ihnen ziehen,
vielleicht heilen sie langsam, wenn die dunklen Schatten der Traurigkeit fliehen.
Ich nahm den leblosen Vogel unter Tränen sacht in meine Hand, küsste dabei sein Haupt,
ich fühlte noch die Wärme seines Körper und dankte ihm, dass er stets an mich geglaubt.
Dann trug ich ihn still zur goldenen Sonne ins ewige Reich und schenkte ihm Freiheit,
seine gebrochenen Flügel trag ich mit Ehrfurcht, bis ans Ende meiner irdischen Zeit
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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