Trauer und Abschied
Mein Mann wünschte sich ein Urnenbegräbnis.
Was mich zunächst verwunderte, wurde dadurch ein ganz besonderer Abschied für mich.
Es bot sich mir die Gelegenheit, ihn selbst zum Grab zu tragen - eine neue Form der Beisetzung, wie man mir vom Bestattungsinstitut erklärte. Zuvor dachte ich tagelang darüber nach, ob ich wohl die Kraft für diese spezielle Art der Beisetzung haben werde, weil ich den Boden unter den Füssen völlig verloren hatte, nachdem mein Mann für immer von mir gegangen war. Anfangs war es schon allein in meinen Gedanken absolut unvorstellbar für mich, die Urne zu "unserer Gedenkstätte" zu tragen. Nur schon der Gedanke daran, diese Urne selbst zu tragen, ließ mich fast ohnmächtig werden. Natürlich kreisten meine Gedanken aber immer wieder um die Urnenbeisetzung und somit auch um meine wirklich allerletzte Chnace, meinem geliebten Mann noch einmal "an mich zu drücken", ihm noch ein letztes Mal zeigen zu können, wie übermächtig ich ihn liebte. Als dann die Beisetzung stattfand, hatte ich plötzlich ungeahnte Kraft. Am Morgen kurz vor der Beisetzung wusste ich, niemand ausser mir wird ihn auf seinem letzten Weg in den Händen tragen!
Ich war eisernen Willens, meinen Mann ein letztes Mal in meinen Händen zu tragenn, als Beweis meiner tiefen Liebe zu ihm und vor allem aus tiefer Dankbarkeit der Liebe, die er mir ein Leben lang entgegenbrachte.
Ein paar Tage später verfasste ich folgendes Gedicht:
Es war der grausamste Tag, als ich dich trug zum Grab,
es tat so unbeschreiblich weh, was ich mit dir verloren hab.
Hab die Urne fest an mein Herz gedrückt,
da drin solltest du sein, ich wurde fast verrückt.
Ich hielt dich fest in meinen kalten Händen,
wünschte, der Weg zum Grab würd niemals enden.
Wollt dir zum Abschied noch einmal meine Liebe beweisen,
bevor du gingst für immer ohne mich auf Reisen.
Ein letztes Mal dich lieb in meinen Händen halten
und unseren Abschied damit ganz liebevoll gestalten.
Ich musste weiterleben und will es tun in deinem Sinn.
Du möchtest nicht, dass ich ohne dich nur traurig bin.
Doch täglich holt die Traurigkeit mich ein,
fühl mich so verlassen, einsam und allein.
Such dich überall und rufe deinen Namen
und weiss, ein letztes Mal hielt ich dich fest in meinen Armen.
Und um mich herum sehen sie manchmal wenn ich weine,
doch sie sagen nur, sie sind bei mir, ich sei ja nicht alleine.
Aber niemand ahnt von meinem tiefen Schmerz,
was ich mit Dir verlor, das weiß allein mein Herz.