Wiedergeburt - Kreislauf des Lebens  

 
Kapitel 1
 
 

Leben und Sterben

 
Jeder Fluss, egal, ob ein kleiner oder großer Fluss, hat eine Quelle, einen Ursprung, einen Anfang. Viele Flüsse entstehen aus der Verbindung mehrerer Flüsse. Und nicht selten mündet ein kleiner Fluss in einem anderen, grösseren Fluss, der den kleinen Fluss dann mit sich trägt. Wenn ich so nachdenke und weiter philosophiere, kommt mir etwas in den Sinn:
 
Sind wir Menschen nicht in gewisser Weise den Flüssen dieser Erde gleich, die einer Quelle entspringen, um dann in mehr oder weniger rasender Geschwindigkeit, aber doch ganz sicher nach einer bestimmten Zeit, allesamt  in einem großen Meer zu münden? Es ist tatsächlich vergleichbar mit unserem Leben: Menschen werden geboren, „schwimmen“ irgendwann ihren Weg alleine durch teilweise unwirtliche Landschaften. Durch Höhen und Tiefen des Lebens. Irgendwann  begegnen sie einem neuen „Fluss“ und gehen (schwimmen) den Weg gemeinsam mit ihm, der sie dann in Liebe über Höhen und durch alle Tiefen mit sich trägt, bis ans Ende ihrer gemeinsamen Zeit, bis einer ins "Meer der Unendlichkeit" hinüber geht. Der Mensch stirbt und kommt in den Raum der Ewigkeit, das Reich der Unendlichkeit. So wie der Fluss, er fließt am Ende in ein großes, für das menschliche Auge unendliches Meer.
 
Unser Wissen ist nicht groß genug, um nur annähernd zu ahnen, wie es in diesem Meer, diesem Raum der Unendlichkeit, einer ganz anderen Form des Existierens, tatsächlich weitergeht. Unser tatsächliches Wissen beschränkt sich doch nur auf Theorien und es bezieht sich einzig auf das, was wir mit unseren eigenen Augen zu sehen glauben. Wir können den Fluss, der ins große Meer geflossen ist, nicht mehr sehen, aber wir wissen: Er ist da, ganz reell in seiner Existenz, nur in anderer Form, denn er ist nun in einem weiten Meer. Hier im Meer endet scheinbar eine lange Reise über die Erde, durch viele Länder, durch Berge und Täler. Der Fluss ist scheinbar in dem unendlichen Meer verschwunden, wir werden diesen Fluss nie wieder sehen. Doch kann man  sich da wirklich so sicher sein?  Der Fluss ist nur vermutlich im ewigen, im unendlichen Meer verschwunden!
 
Mit meinem Spiegel des Lebens verglichen, denke ich an unserem eigenen Fluss des Lebens .Wir werden geboren, um verschiedene Lebensabschnitte zu „durchfließen“, wie wir alle schon erfahren mussten, mit allen Höhen und Tiefen, bis wir dann schlussendlich irgendwann an unserem eigenen Ende angekommen sind und nun selbst in dem großen Meer der Unendlichkeit, der Ewigkeit, hineinfließen. Die, für jeden Menschen individuell bestimmte Zeit, die, für jeden Einzelnen, vom Schöpfer einzig für ihn ausgesuchte Reiseroute, unser eigener Weg, bringt uns an dieses Ende.
 
Doch an jedem Ende steht ganz gewiss ein neuer Anfang! Es ist im Grunde genommen nämlich tatsächlich nicht das Ende unseres Daseins, unserer Reise, sondern nur ein erreichtes Ziel. Ja, ich bin sicher, wir verweilen nur für eine kurze Zeit in diesem neuen Raum, dem Meer der Unendlichkeit, sowie der Fluss im großen Meer. Wir sind dort ein kleiner Tropfen in diesem riesigen Meer. Wir glauben zu wissen, dieses Meer sei ein Ozean der Unendlichkeit, der Ewigkeit. Doch gibt es wirklich eine Ewigkeit? Existiert diese Ewigkeit nicht nur in unseren Köpfen, hervorgerufen durch das Maß der Zeit? Ein Maß, welches der Mensch für sich erschuf, um den Tagesablauf, sein eigenes Leben zu berechnen und damit auch zu kontrollieren?
 
Und wieder komme ich zu meinem Vergleich zwischen Mensch und Fluss:
 
Jeder einzelne Tropfen der ins Meer geht ist wichtig, um dem Ozean seine Fülle zu geben. Jeder einzelne Tropfen macht ja erst den riesigen Ozean aus.
Stellen wir uns vor, wir sind also der Fluss, der am Ende seiner Reise angekommen und ins Meer geflossen ist. In unserer menschlichen Ausdrucksweise hieße es, wir sind gestorben, wir sind tot, weil wir nicht mehr sichtbar erscheinen, so wie der Fluss im Meer verschwunden.
 
Es ist für uns alle unabwendbar, dass wir sterben müssen, doch ich bin davon überzeugt, dass dieses Sterben nur eine Übergangsform ist.  
Denn, überlegen wir doch einmal, was tatsächlich mit dem Fluss, der nun auch das große Meer bildet, geschieht.
 
Ich gehe noch einen Schritt weiter und sehe mich als Mensch, meine Seele, (wie Wasser) in diesem Fluss im großen Meer...
Wir alle haben den Kreislauf des Wassers sicherlich noch aus unserer Schulzeit vor Augen. So sehe ich es jetzt: Wir  werden nun aus dem Meer mit den Strahlen der Sonne aufgesogen. Eine andere uns Menschen fremde Energie trägt uns mit sich. Somit entschwinden wir wieder unserem Dasein im Meer der Unendlichkeit und landen in einer Wolke am Himmel, als eines von Millionen Tröpfen, die diese Wolke gebildet haben.
Nun existieren wir  wieder in einer anderen Welt, nämlich in der Wolke. Und auch dort sind wir wichtig und nicht die einzigen, denn jeder noch so winzige Tropfen macht erst diese Wolke aus. Als winziger Tropfen in dieser großen Wolke lassen wir uns mit der Leichtigkeit des Seins davon tragen.
Wir sind ein Teilchen einer Wolke, die sehr wichtig ist, weil sie das Leben auf der Erde mit Wasser versorgt. Diese Wolke spendet aber auch vielmals lebensnotwendigen, wichtigen Schatten. Wir schweben so lange in dieser Wolke, bis sie uns, an einem neuen Ziel angekommen, wieder frei gibt.
Wir werden neugeboren und fallen als Regentropfen in den Schoss der Erde zurück. Und wieder weilen wir auch hier, im Schoss der Mutter Erde, nur eine kurze Zeit. Wir gehen nun einen Weg, den wir schon unzählige Male zuvor gegangen sind, es fehlt uns nur die klare Erinnerung daran.
 
Millionen von winzigen Rinnsalen tragen uns jetzt zu einem Punkt, wo sich die Erde für uns öffnet, um uns wieder in sich aufzunehmen, nämlich in einer Quelle.
Und genau dort entspringt abermals ein neues Leben, ein neuer Fluss.
Ein Kreislauf hat sich geschlossen und alles beginnt von vorn.
Am Ende steht tatsächlich ein neuer Anfang, denn mit der Quelle nimmt ein neuer Fluss seinen Lauf.
 
Doch so wie ich hier den Kreislauf des Wassers mit unserem Leben verglichen habe, ließen sich unzählige Kreisläufe in der gesamten Natur aufzeichnen.
Bedenken wir auch die Pflanzenwelt, zum Beispiel einen Baum:
Im Herbst schmeißt er das Laub ab und mit menschlichem Auge betrachtet scheint er im Winter tot zu sein. Aber wir wissen doch im Grunde genommen, dass er nicht wirklich tot ist, sondern im Frühjahr zu neuem Leben erwacht und neues Laub bilden wird.
 
Oh ja, ich kennen die Gedanken, die uns jetzt sagen, dass es aber in jedem Wald auch tote Bäume gibt. Oberflächlich betrachtet stimmt es, doch bei genauerem Hinsehen müssen wir feststellen, dass dieser vermeintlich tote Baum sein Leben fortsetzt, nur in einer ganz anderen Form. Irgendwann, am Ende seiner Reise, ist er die Nahrung (Humus) für andere Bäume und Pflanzen, d. h. er existiert weiter und wird in ihnen aufgenommen. Wir sehen den Baum nicht mehr, seine Hülle hat sich aufgelöst, doch er existiert weiterhin, nur in ganz anderer Form.
Vielmals lässt er auch einen Teil von sich in Form von Samen zurück und bildet somit neues Leben.
Genau gleich verhält es sich mit allen Blumen der Erde.
 
Das für das Auge Sichtbare scheint zu erlöschen, zu sterben, doch das wesentliche, das für das Auge Unsichtbare, bleibt für immer in einen immer währenden Kreislauf erhalten.
Die Hülle hat sich aufgelöst, mehr nicht.
Genau gleich ist es bei uns Menschen, wir sterben, um in einer anderen Form zu neuem Leben zu erwachen, zurück bleibt unsere Hülle, die das, was uns selbst ausmachte in sich trug, nämlich unsere Seele!
 
Alles braucht seine Zeit!
Zeit bringt uns an das Ende, doch am Ende steht ein neuer Anfang.
Und jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne... 
 
In diesem Sinne
herzlichst
Nati Merlin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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